Nicht unwidersprochen lassen! - Demokratiekonferenz in Hamm fragt nach Strategien gegen modernen Antisemitismus

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„Das antisemitische Narrativ ‚Die Juden sind Schuld‘ wird immer wieder neu aufgelegt und findet laut der neuesten Mitte-Studie bei erschreckenden 21 Prozent der Deutschen Rückhalt.“ Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die Antisemitismusbeauftragte des Landes NRW, forderte angesichts der Verdoppelung von judenfeindlichen Einstellungen innerhalb von nur zwei Jahren, die die regelmäßige Mitte-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung belegt: „Wir dürfen es nicht unwidersprochen lassen, wo immer judenfeindliche Stereotype geäußert werden!“

Mit dieser klaren Botschaft fand die ehemalige Bundesministerin für Justiz, die in Nordrhein-Westfalen seit 2018 ehrenamtlich über die Gefahren und die Möglichkeiten zur Prävention im Zusammenhang mit dem Thema Antisemitismus aufklärt, große Zustimmung bei der diesjährigen Demokratiekonferenz in Hamm. Rund 100 Teilnehmende waren in den Gerd-Bucerius-Saal der Volkshochschule Hamm (VHS) gekommen, um sich unter dem Motto „ImmerWi(e)derSprechen!“ über Strategien auszutauschen, wie dem modernen Antisemitismus aktiv begegnet werden kann. Die sehr gut besuchte Konferenz fand in Kooperation der Werkstadt für Demokratie und Toleranz mit der VHS statt. Im Anschluss an ihren engagierten Vortrag diskutierte Leuthäuser-Schnarrenberger mit Expertinnen auf dem Podium und dem Publikum weiter, wie solche Gegenstrategien aussehen können.
Dabei konnte Ruth-Anne Damm, Geschäftsführende Vorsitzende Zweitzeugen e.V., von einer zukunftsweisenden Kooperation mit der Sophie-Scholl-Gesamtschule in Bockum-Hövel berichten. Am Morgen hatte sie dort eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, die zunächst für drei Jahre gilt. „Wir müssen früh damit anfangen, über Antisemitismus aufzuklären, am besten schon in der Grundschule“, setzte sich Damm für eine intensive pädagogische Aufarbeitung ein. „Jüdisches Leben ist nicht nur etwas für den Geschichtsunterricht, denn es findet auch heute überall in Deutschland und der Welt statt“, unterstützte dies die Leiterin des Jüdischen Museums Westfalen, Dr. Kathrin Pieren., die mit einem Seitenblick auf die aktuelle Affäre um den bayerischen Politiker Hubert Aiwanger hinzufügte: „Mit jedem, der ungestraft antisemitsch agieren darf, wächst die Zahl derer, die sich ebenfalls trauen ihre Judenfeindlichkeit zu äußern.“
Im Anschluss an den lebhaften Austausch, der von Stefan Querl, Leiter des Geschichtsortes Villa ten Hompel (Münster) moderiert wurde, konnten sich die Besucherinnen und Besucher noch bei einem Markt der Möglichkeiten im Foyer mit lokalen und regionalen Akteuren der Antirassismusarbeit vernetzen.   
 

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Die WERKSTADT für Demokratie und Toleranz ist eine Einrichtung unter Trägerschaft des Evangelischen Kirchenkreises Hamm