Stellungnahme des Netzwerks für rassismuskritische Arbeit

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Das Hammer Netzwerk für rassismuskritische Arbeit nimmt Stellung zum Artikel "Messerstecher von der Meile gesucht" im Westfälischen Anzeiger, 15. März 2022

 

Sehr geehrte Herr Lahme,
sehr geehrte Redaktion des Westfälischen Anzeigers,


Mit großem Bedauern lasen wir den am Dienstag, 15.03.2022, erschienenen Artikel im Westfälischen Anzeiger „Messerstecher von der Meile gesucht“. Wir haben uns als Hammer Netzwerk für rassismuskritische Arbeit zu dieser Stellungnahme entschlossen, weil in diesem Artikel eine eklatant rassistische Formulierung ohne jegliche Kontextualisierung des problematischen Inhalts verwendet wurde. Der Artikel beschreibt den gesuchten Tatverdächtigen als „18 bis 22-jährigen Mann […], der ein „nicht-deutsches Erscheinungsbild“ hat und am Tatabend eine schwarze Jacke trug.“

Diese Tat ist zweifelsohne schrecklich, als Netzwerk hoffen wir selbstverständlich darauf, dass der Täter schnell ermittelt werden kann. Der Artikel reproduziert jedoch in der Beschreibung des „nicht-deutschen“ Aussehens das rassistische Schema von einheitlich erkennbaren Volksgruppen und der Exklusion von Minderheiten. Diese Formulierung wird weder der Vielfalt der Hammer:innen gerecht, noch liefert sie einen zweckdienlichen Hinweis zur Ergreifung des Tatverdächtigen, da sie sich rein in Abgrenzung zu einem vermeintlichen „deutschem Aussehen“ definiert. Formulierungen wie diese haben schwere Auswirkungen auf Betroffene von Rassismus, denn sie reproduzieren rassistische Stereotype und Aggression, die Betroffene im Alltag erfahren in einem Medium, das täglich eine große Anzahl Menschen erreicht.

Als Netzwerk möchten wir hervorheben, dass die Presse eine besondere Verantwortung zum sensiblen Umgang mit Sprache hat. Gerade im Kontrast zu den aktuell stattfindenden Internationalen Wochen gegen Rassismus ist der WA in diesem Fall dieser Verantwortung leider nicht gerecht geworden. Wir hoffen auf eine kritische Reflektion Ihrerseits und möchten uns als Netzwerk gerne als Gesprächspartner für Ihre Redaktion anbieten: Sowohl um Ihnen die Perspektive von Betroffenen von Rassismus zu vermitteln, als auch um gemeinsam an einer sensiblen Sprache zu arbeiten, die allen Leser:innen gerecht wird.

Jakob Schirmböck                    Hammer Netzwerk für rassismuskritische Arbeit
Tilman Walther-Sollich              Sprecher des Runden Tischs gegen Radikalismus und Gewalt
 

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Die WERKSTADT für Demokratie und Toleranz ist eine Einrichtung unter Trägerschaft des Evangelischen Kirchenkreises Hamm